Modellbildung

Diskretisierung

Rückkopplung

Qualitativ/quantitativ

Diagramminterpretation

Exploratives Lernen

Literatur


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Alternativen zu gängigen Modellierungsumgebungen und Unterstützungsmöglichkeiten für Lernende in Selbstlernsituationen

Werner Walser


 
1. Modellbildung, systemisches Denken und die Mathematik

Rückblickend meine ich, dass es zwischen den Zielen des systemischen Denkens und dem Einsatz von Modellbildungssystemen in Bildungsprozessen einen Widerspruch gibt. Sowohl der Einsatz eines grafisch als auch der eines textuell orientierten Modellbildungssystems führt letztlich immer zur Notwendigkeit, die Beziehungen zwischen Systembestandteilen durch mathematische Ausdrücke zu beschreiben.

Bereits beim Räuber-Beute-System in seiner einfachsten Form führt dies zu schwer verständlichen Ausdrücken (siehe unten). Das Argument von Herrn van Lück war: "Wenn die Schüler die Beziehungen durch Buchstabenausdrücke definieren müssen, werden die Modelle unverständlich". Dem würde ich heute noch mehr als früher zustimmen. Während der Konzeption von MODUS entstand daher die Anforderung, dass es möglich sein muss, eine bestimmte Modellklasse modellieren zu können, ohne dass die Beziehungen zwischen den Systembestandteilen quantifiziert werden müssen. In MODUS wurde dies realisiert, indem es so konfiguriert werden kann, dass die Eingänge eines Symbols automatisch miteinander multipliziert werden. Bei der automatischen Multiplikation ergeben sich zwei Probleme:

O Auf diesem Weg kann nur ein kleiner Ausschnitt der Realität modelliert werden.

O Wenn nur noch die qualitativen Beziehungen eines Systems betrachtet werden, handelt es sich nicht mehr um die Modellierung dynamischer Systeme im klassischen Sinne. Hier stellt sich m.E. schon die Frage, ob ein dynamisches System verstanden werden kann, ohne die dahinter stehende mathematische Beschreibung und den Lösungsalgorithmus zu verstehen.

Daraus ergibt sich die Frage, ob bei empirischen Untersuchungen zum systemischen Denken im Kontext von Modellbildungssystemen wirklich zwischen den mathematischen Fähigkeiten der Versuchspersonen und deren Fähigkeit zum systemischen Denken differenziert werden kann.


© 1997 DIFF Updated: Mai, 1997